Wenn der Job zermürbt – und man sich selbst verliert

Am Anfang war alles okay. Vielleicht nicht perfekt – aber tragbar. Doch mit der Zeit kippt die Stimmung: Anerkennung bleibt aus, Sticheleien nagen am Selbstwert. Und irgendwann taucht die Frage auf: «Was ist eigentlich mit mir passiert?»

Bevor innerlich gekündigt wird oder die Gesundheit leidet, lohnt sich ein bewusster Zwischenhalt. Dieser Beitrag soll aufzeigen, welche Alternativen zur (inneren) Kündigung in erster Instanz möglich sind.

Benennen statt hinunterschlucken

Stillhalten kostet Kraft. Wer Worte findet – schriftlich, im Gespräch oder im Coaching – entlastet sich selbst.

Reflexionsfrage: «Was genau belastet mich – und wem könnte ich es anvertrauen?»

Die Perspektive wechseln – auch auf sich selbst

Nicht alles liegt bei einem selbst – aber auch nicht alles beim System. Differenzieren hilft handlungsfähig zu bleiben.

Hilfreich ist eine kleine Ursachenanalyse: Liegt es an der Eintönigkeit? An fehlender Anerkennung? An Überforderung? - Wer das genauer einordnen kann, findet oft schneller zu einer realistischen nächsten Handlung.

Reflexionsfrage: «Womit genau habe ich gerade zu kämpfen – und was davon liegt tatsächlich in meiner Verantwortung?»

Mikroschritte statt grosser Ausbruch

Nicht alles muss sofort radikal verändert werden. Eine Veränderung der Tagesroutinen oder bewusste Pausen können viel bewirken.

Beispiel: Spaziergang statt Kaffeeküche, echte Pause statt Scrollen. Auch kurze Deep-Work-Zeiten – 45 Minuten ungestört am Morgen – können helfen, den Kopf zu klären und das Selbstwirksamkeitserleben zu stärken.

Feiern Sie kleine Fortschritte. Auch wenn nicht alles klappt – Humor kann helfen, Druck rauszunehmen und neue Leichtigkeit zu finden.

Reflexionsfrage: «Was hat heute besser funktioniert als gestern – selbst wenn es nur ein kleines Detail war?»

Grenzen wahren – auch ohne Jobwechsel

Nicht immer ist Gehen eine Option. Aber man kann für sich einstehen: Unterstützung suchen, dokumentieren, externe Hilfe beiziehen. Eskalation heisst nicht laut zu werden – sondern klar zu sagen: «So nicht mehr.»

Reflexionsfrage: «Was brauche ich, um mich wieder sicher zu fühlen?»

Sich selbst wieder Raum geben

Nicht immer braucht es gleich einen Kurs oder einen Karriereschritt. Manchmal reicht es, das Leben ausserhalb der Arbeit wieder zu aktivieren. Freundschaften pflegen. Bewegung zulassen. Etwas tun, das einfach nur Freude macht. So entsteht Abstand – und neue Kraft, mit belastenden Situationen umzugehen.

Reflexionsfrage: «Was tut mir gut – ganz unabhängig von meinem Job?»

Den Marktwert prüfen

Das Gefühl, in der Falle zu sitzen, lähmt – oft zu Unrecht. Bewerbungsunterlagen aktualisieren, sich umsehen, einen Schritt wagen. Nicht als Flucht, sondern als Erinnerung: Da draussen gibt es Möglichkeiten.

Reflexionsfrage: «Wie würde ich mich fühlen, wenn ich merke: Ich habe Optionen?»

Weiterentwicklung zulassen

Etwas Neues lernen stärkt. Das kann auch ein Kurs im Lieblingshobby sein – Hauptsache: Es macht wieder Lust aufs Leben.

Reflexionsfrage: «Wobei fühle ich mich lebendig und wach?»

Mentale Distanz schaffen

Ein kurzer Spaziergang, Musik, ein Ritual – der bewusste Übergang nach Feierabend schafft Abstand.

Reflexionsfrage: «Wie kann ich den Tag hinter mir lassen – nicht mitnehmen?»

Eigene Werte und Ziele reflektieren

Sich erinnern, was zählt. Wo will man hin – beruflich wie persönlich?

Reflexionsfrage: «Lebe ich das, was mir wichtig ist – oder funktioniere ich nur noch?»

Veränderung innerhalb der Organisation

In grösseren Unternehmen besteht möglicherweise die Option eines internen Wechsels – ein neues Umfeld, neue Aufgaben, aber ein vertrautes System. Auch das kann entlasten und neue Energie geben.

Wenn Gehen der richtige Schritt ist

Manchmal zeigt sich im Prozess: Die Situation lässt sich nicht mehr gesund gestalten. Dann darf auch eine Kündigung eine Lösung sein – nicht aus Überforderung, sondern aus Klarheit. Der Beitrag soll Mut machen, Alternativen zu prüfen – aber nicht verschweigen, dass auch ein klarer Abschied ein Akt der Selbstachtung sein kann.

📌 Wenn es allein zu viel wird – diese Stellen helfen weiter

Manchmal braucht es einen Blick von aussen – gerade, wenn das Umfeld nicht (mehr) unterstützend ist:

  • Gewerkschaften (Unia, VPOD, Syna): Beratung bei Konflikten, Mobbing, Kündigung
  • Kantonale Beratungsstellen: Unterstützung bei schwierigen Arbeitssituationen
  • Pro Mente Sana (0848 800 858), Tel 143 – rund um die Uhr anonym erreichbar
  • ch: Laufbahnberatung, Jobcoaching 50+
  • Mobbing-Zentralen, Opferhilfe-Beratungsstellen

Fazit

Sich in länger andauernden Phasen der Jobunzufriedenheit gegenüber anderen kleinzumachen ist verständlich – aber nicht nötig. Jede Klärung – im Innern wie im Äusseren – jeder kleine Schritt kann der Anfang zu einer Veränderung sein. Nicht alles lässt sich sofort lösen. Aber vieles beginnt genau an diesem Punkt: Wenn man sich selbst wieder zuhört – und wieder an sich selbst glaubt.

Wer spürt, dass er nicht mehr weiterkommt, muss das nicht allein bewältigen. In einem Coaching lassen sich belastende Situationen reflektieren – und neue Wege entdecken, die wirklich passen.

Ob einmalige Standortbestimmung oder regelmässige Begleitung: Gemeinsam finden wir das passende Coaching-Format für Ihre Situation. Melden Sie sich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch.